Ein Herz für Bohnerzgruben

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Bereits seit 2011 ist Holger Hunger immer wieder in den Wäldern um Emmingen-Liptingen, Neuhausen ob Eck, Eigeltingen und Biesendorf unterwegs. Diese sind vielerorts mit zahlreichen teils sehr kleinen, teils ausgedehnteren „Löchern“ übersät. Es handelt sich um Bohnerzgruben, die Zeugnis ablegen von der Zeit zwischen Anfang des 17. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals wurde nach kleinen Bohnerzklumpen gegraben, aus denen sich Eisen gewinnen ließ. Nachdem diese Tätigkeit zunächst ärmeren Teilen der Bevölkerung ein Zubrot ermöglichte, herrschte zur Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine regelrechte Goldgräberstimmung: Die Bauern vernachlässigten ihre Felder und sogar der Pfarrer soll in das Geschäft eingestiegen sein.

Ein Teil der Bohnerzgruben führt über längere Zeit hinweg Wasser. In vielen dieser kleinen und unscheinbaren Gewässer haben sich im Lauf der Zeit seltene Tiere und Pflanzen angesiedelt, sodass es sich um in den Wald eingestreute Naturjuwelen handelt. Beispiele sind gefährdete Wasserpflanzen wie die Wasserfeder (Hottonia palustris), Amphibien wie der Kammmolch und Libellenarten der Roten Liste.
Seit dem Ende des Bohnerzabbaus vor gut anderthalb Jahrhunderten sind die Bohnerzgruben dem natürlichen „Alterungsprozess“ aller Gewässer unterworfen, also dem allmählichen Verlanden und Zuwachsen. Um diese nicht nur für den Naturschutz wichtigen, sondern auch kulturhistorisch sehr interessanten Gewässer zu erhalten, sind daher Pflegemaßnahmen erforderlich. Diese sind sehr schonend möglich. In erster Linie werden einzelne Bäume sowie Ufergebüsche und ins Gewässer hineinwachsende Weiden und Erlen entnommen, um die Besonnung zu verbessern. Auch in die Gewässer gefallenes oder dort in früheren Zeiten entsorgtes Totholz wird hinausgezogen. In einigen Fällen wird auch vorsichtig Schlamm ausgebaggert, um die Gewässer wiederherzustellen.

Das Regierungspräsidium Freiburg hat uns mit der Organisation der Maßnahmen beauftragt. Die Koordination vor Ort übernimmt Revierförster Bernhard Seßler, der bereits in der Vergangenheit im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit viele wichtige Maßnahmen zur Erhaltung der Bohnerzgruben-Gewässer durchgeführt hat. Im Oktober 2019 wurden – zunächst ausschließlich im Gemeindewald – im Rahmen eines achttägigen Einsatzes an über 70 Gewässern die geschilderten Maßnahmen umgesetzt. Danke, Herr Seßler, für Ihr großes Engagement für dieses Projekt und danke an die Gemeinde Emmingen-Liptingen für die Unterstützung! Wir hoffen, dass wir im nächsten Schritt auch Privatwaldbesitzer finden, die mit einer Aufwertung „ihrer“ Bohnerzgruben einverstanden sind. Auch in den Nachbargemeinden gibt es weiteren Handlungsbedarf.

linke Seite: ein beispielhaftes Gewässer vor den Maßnahmen
rechte Seite: das Gewässer nach Durchführung der Maßnahmen
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